Französisch

Französisch „würzt“ die Mundart.

Unser heimischer Dialekt ist stark durchmischt mit Worten französischer Herkunft

Zur Zeit des Barock war es in vornehmen Kreisen, insbesondere beim Adel, angesagt, Französisch zu „parlieren“. Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV (1638 – 1715) war mit seinem höfischen Gepränge Vorbild und man ahmte seinem Lebensstil und seiner Sprache nach.

Insbesondere haben aber die langjährige Besetzungen unserer Region durch die französische Armee, also im späten 17. Jahrhundert und zwischen 1794 und 1814 starke Spuren in unserer Sprache hinterlassen.
Dazu kamen genetische Spuren der Besatzer. Es blieb auch mancher Franzose hier „hängen“, was man an zahlreichen Familiennamen heute noch nachvollziehen kann.

Unsere heutige Alltagssprache, soweit man Mundart spricht, ist gespickt mit Worten französischen Ursprungs.

Wenn nun nachfolgend Worte mit französischen Wurzeln in Mundart zitiert und in eine kleine Geschichte verpackt werden, ist der Mundart-Ausdruck so geschrieben, wie man ihn im Heimatdorf des Verfassers, St. Aldegund, benutzt.

Manches Mädchen „scheeneerte“ (gêner = in Verlegenheit bringen) sich, wenn es nach „Fisematentcher“ (visite ma tente = besuche mein Zelt) und „pussere“ (pousser = drücken) mit einem Franzosen „Ambrasch“ (embarras = Ungelegenheit) hatte und später mit dem „Scheesje“ (chaise = halboffener Wagen) im „Schoosee“ (Chausee) auf dem „Troddewaa“ (trottoir = Bürgersteig) mit dem Nachwuchs spazieren ging. Da konnte mancher die „Gosch“ (gorge = Gurgel) nicht halten und redete sich den Mund „franselich“ (frange = Franse). Man war ja gewohnt, nicht den guten Ruf zu „verschammenere“ (chamarrer = verzieren, ver- = verunzieren).Man war eher „schenant“ (gênant = gehemmt) und war gewohnt zu „pareere“ (parer = gehorsam sein).

Die Männer gingen mit „Tirdisch-Hosen“ (tirtaine = rauer, kräfter Wollstoff) in den Weinberg, um „dutswitt“ ( tout de suite = sofort) eine „Trallisch“ (treille = Rebgeländer aus quer gezogenen Reben) oder einen „Therm“ (terme = Grenze, Ende) anzulegen. Als Getränk hatten sie ihren Wein dabei, vielleicht auch „Mucke-Fuck“ (mocca faux = Kaffee-Ersatz). Früher war es üblich und darüber hinaus preiswert, nicht zu rauchen sondern zu „schigge“ (chiquer = Tabak kauen).

Die Frauen trugen eine „Innertallisch“ (tailler – einschneiden = Mieder) Morgens schüttelten die Frauen das „Plümo“ (plumeau = Federbett) auf. An den Fenstern hing eine „Wolang“ (volant = Gardine mit aufgesetzten Zierstreifen). Manchmal „schangcheerte“ (changer = wechseln) der Stoff in seinen Farben. Und auf dem Waschtisch stand eine „Waschlavuur“ (lavoir = Waschbecken). Die Frauen hatten keine Zeit zu „flaneere“ (flâner = bummeln). Aber sie haben – wie heute – gerne ihre Männer „kuineert“ (couilloner = unwürdig behandeln) und „malträdeert“ (maltraiter = misshandeln). Sie liebten es, ihre Männer auch zu „päatze“ (percer = sticheln, reizen).

Die Männer hätten dann die Frauen „massakreere“ (massacrer = niedermetzeln) können. Sie mussten sich ja irgendwie „verdiffendere“ (défendre = verteidigen).
Die Männer hatten auch immer was zu „bossele“ (bosseler = verbeulen), vor allem wenn es „fusselte“ (ficelle = Schnur = Schnur-Regen) Sie vertrieben sich auch die Zeit mit „babbele“ (babiller = plappern, schwätzen) und „dissbedeere“ (disputer = diskutieren).
Im Allgemeinen war man aber „räsonawel“ (raisonable = vernünftig, anständig) „passawel“ (passable = annehmbar) und „kabawel“ (capable = fähig und tüchtig) und „foodele“ (faux = falsch) galt nicht, sonst gab es einen auf den „Deez“ (tête = Kopf). Und wer seine Steuern nicht bezahlte, zu dem kam das „Hissje“ (huissier = Gerichtsvollzieher) um ihn zu „kasche“ (cacher = fangen). Und wenn es ganz schlimm war, kam man ins „Bullesje“ (police = Polizei = Haftlokal).

Der Verfasser empfiehlt das Taschenbuch „Wuleewu Kardoffelsupp“ von Wilfried Hilgert, ISBN 3 9803150-5-3, das sich ausführlich mit französischen Ausdrücken und Redewendungen in der rheinhessischen Mundart befasst. 

Gerhard Schommers