Von: Gerhard Schommers [mailto:info@schommers-wein.de]
Gesendet: Sonntag, 5. März 2017 09:44
An: anke Beilstein (info@anke-beilstein.de) <info@anke-beilstein.de>; Raab-Spd (heike.raab@spd.landtag.rlp.de) <heike.raab@spd.landtag.rlp.de>; 'benedikt.oster@spd.landtag.rlp.de' <benedikt.oster@spd.landtag.rlp.de>; 'peter.Minnebeck@gruene-cochem-zell.de' <peter.Minnebeck@gruene-cochem-zell.de>; 'Juergen.Hoffmann@fdp-cochem-Zell.de' <Juergen.Hoffmann@fdp-cochem-Zell.de>
Betreff: Mundart
Guten Tag, meine Damen und Herren,
vor zehn Jahren wurde die Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V. gegründet mit dem Ziel der Pflege und Erhaltung unserer moselfränkischen Mundart.
Uns war von Anfang an klar dass wir damit bei der älteren Generation offene Türen einrennen – aber die Jungen nur schwer erreichen können.
Was wir in den zehn Jahren erreicht haben ist daß Mundart sprichwörtlich wieder „in aller Munde“ ist. Wenn früher das Sprechen von Mundart als Zeichen geringer Bildung galt so sprechen heute wieder weite Kreise unserer Bevölkerung mit Stolz und Selbstbewusstsein „Platt“.
Anders bei den jungen Leuten. Deshalb haben wir die jungen Leute von Anfang an „umworben“ und dies insbesondere über die Schulen. Das war aber ein harter Job. Bis auf wenige Ausnahmen sind wir auf Ablehnung gestoßen. Ein großer Teil der Lehrerschaft spricht keine Mundart mehr – hat also keine innere Beziehung zu diesem Kulturgut. Zum überwiegenden Teil wurde die Ablehnung aber damit begründet dass Mundart nicht zum Lehrplan gehört. Ich hoffe, es war nur ein Gerücht dass ein Schulleiter verkündet hat: So lange ich hier das Sagen habe kommt keine Mundart in den Unterricht. Von anderer Stelle hörte ich dass den Schülern das Sprechen von Mundart auf dem Schulgelände verboten wurde.
Es gab aber auch kleine Erfolge. Das verdanken wir den Lehrern die in ihrer Freizeit ihren Schülern (ebenfalls in deren Freizeit) „Projektunterricht“ anboten. Aber wie das so bei freiwilligen Angeboten ist – das Interesse verhielt sich in Grenzen.
Es gab auch positive Erlebnisse. Schüler der Grundschule Dohr traten bei unsereren Veranstaltungen mit einem Mundart-Beitrag auf – dank der „platt-sprechenden“ Lehrerin. Auch eine Zeller Lehrerin (auch platt-sprechend) startete ein Projekt ebenso wie Lehrerinnen vom Strimmiger Berg und aus dem Krampen. Aber diese erfreulichen Ausnahmen waren nur „Strohfeuer“.
Nun sehen wir unsere moselfränkische Mundart als Teil unserer Tradition – unserer Kultur – und als ein Stück Heimat. Die Mundart führt zusammen – das schließen wir aus den äußerst erfreulichen Besucherzahlen unserer Veranstaltungen.
Dass Mundart wieder „in“ ist beweist auch, dass unser Mitte November 2016 erschienenes Mundart-Buch „Mir schwätze Platt“ mit 90 Mundart-Geschichten aus 75 Gemeinden des Kreises Cochem-Zell (knapp 250 Seiten für 15 € incl. einer CD mit zwölf Mundart-Beiträgen) innerhalb der ersten sechs Wochen tausend Mal verkauft wurde.
Nun ist nicht neu, dass in anderen Bundesländern die Mundart Teil des Lehrplans ist. Beispiele sind Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Gestern berichtete Deutschlands auflagenstärkste Zeitung aus Schwerin: „Plattdeutsch ist jetzt Abi-Fach“ – s. nachfolgenden Ausschnitt
Nun ist „Plattdeutsch“ nicht geringer und nicht höher zu bewerten als das Moselfränkische und z.B. das Rheinfränkische in unserem schönen Rheinland-Pfalz.
Deshalb regen wir bei der Politik an dass auch unser Bundesland sich seiner Traditionen und seiner Geschichte bewusst wird. Und wer könnte das besser beeinflussen als die von uns gewählten Politiker.
In diesem Sinne grüße ich Sie mit unserem Schlagwort: „Mir schwätze Platt – Dou och?“
Ihr
Gerhard Schommers
Vorsitzender der Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell e.V.
Im Bungert 3, 56858 St. Aldegund
06542 – 22285
…. und wenn Sie mehr über uns erfahren wollen: www.mir-schwaetze-platt.de
