Newsletter Juni-Juli 2021

Ihr leev Plattschwätzer,                                         Juli 2021

vielleicht haben wir die Chance, im laufenden Jahr noch eine oder zwei Veranstaltungen zu planen. Eine konkrete Planung hat aber nur dann Sinn, wenn nahezu alle Einschränkungen aufgehoben sind. Wir wollen nichts riskieren.

Manche werden aus der Schulzeit noch den Dichter Friedrich Rückert (1788 bis 1866) kennen. Zur Schulzeit der von 1930 -1950 geborenen wurde die Zeit von 1933 – 1945 „ausgeblendet“. Der Unterricht beschränkte sich auf die „Literaten“ des 18. und 19. Jahrhunderts, die sogenannten „Klassiker“. Im Bonner General-Anzeiger fand ich ein Gedicht in „kölscher“ oder „bönncher“ (Bonner) Mundart:

Muttersproch (von Friedrich Rückert und übersetzt von Jupp Mohr.)

Watt för en Sproch es schön, watt för en Sproch es rich? Anders em Jetön, sin se em Senn all glich. Nit ein bestemmpte Sproch erfreut, bejeistert mich, wat mich erfreut, bejeistert, dat es die Sproch an sich: Dat mir en Sproch jejovve, die, wat ich föhl und denke, mir deutlich mäht, je deefer ich mich doren versenke, dat ich die Wöder han, met denne ich  verkünde die Welt un ihr Jeheimnis, suwick ich et erjründe. Dröm muss als schönste Sproch un beste, ich benenne, ming leeve Muttersproch, weil ich die am beste kenne.

Dat ald Gescherr“ von einem nicht bekannten Autoren, eingesandt von Inge-Baron-Ene, Cond. Hunsrücker Mundart

Wie so viele Annere, so harre aach de Hannes on die Kathrin die Landwirtschaft offgenn on die alde Säiställ abgeress. Nore die Säikemm (Futtertröge) ware zu schad for fortseschmäiße.

Die Kathrin hot Blume rengesezt on die Kemm vor et Hous gestald. Paar Daach später kam se ganz offgeräächd en’t Hous gerannt. Die hon uus die Kem met der Blume gekloud, hot se geruf.

Do hot de Hannes von der Zäidung affgeguggd und saht; Sehste, die kloue dat ald Gescherr. Ich stelle dich aach mo nous.

Tiere und was dazu gehört in St. Aldegunder Platt

Auust-Meggelcher

Sumpf-Fliegen

Beesch

Barsch

Binne

Bienen

Bibcher

Küken

Bleak

Bleihe (weißer Fisch)

Boogard

Vogelscheuche

Brääsem

Brasse (Moselfisch)

Broochmann

dicke Fliege

Bunnes, Bunnesje

junge Rind

Deer

Tier

Äaschhörnche

Eichhörnchen

Fesch

Fische€

Fluude

Flügel eines Vogels

Fluuh, Flieh

Floh, Flöhe

Frääsch

Frosch

Gäaß

Ziege

Gäaßebock

Ziegenbock

Gelle Schnäirer

Feuersalamander

Gellhänsje

Buchfink

Gool

Gaul

Hoos

Hase

Heggebock

Zecke

Haispring

Heuschrecke

Heener

Hühner

Henkelsche

junges Huhn

Herrgottsdeersche

Marienkäfer

Hoan, Honn

Huhn, Hahn

Hoogänse

Wildgänse, Kraniche

Hottmoos

Wühlmaus

Ijjel

Igel

Kallef

Kalb

Källefje

Kälbchen

Katz

Katze

Keezje

Kauz, Eule

Käwwert

Käfer

Kriibs

Krebs

Kruutsch

Kröte

Loos, Läis

Laus, Läuse

Megg, Megge

Fliege, Fliegen

Merl

Amsel

Mesch

Spatz

Minne

Döbel (Moselfisch)

Moadel

Marder

Molder

Maulworf

Modderdea

Muttertier

Moos, Mäis

Maus, Mäuse

Oal

Aal

Päad

Pferd

Petschgäaß

Zecke

Ruud-au

Rotfeder (Moselfisch)

Säachoomese

Ameisen

Schoof

Schaaf

Spänn

Spinne(n)

Sproale

Stare

Schmäazmegg

dichte, fette Fliege

Uuhreschliffer

Ohrenschleider (Insekt)

Vijjelche

kleiner Vogel

Vuchel

Vogel

Well Soo

Wildschwein

Worrem

Wurm

Wutz

Schwein

Zeggelche

Jungziege

Auch das „Jiddische“ bereichert unsere Alltagssprache.

An vielen Orten in Deutschland finden Veranstaltungen statt zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Auch in unserer Region lebten viele jüdische Familien. Erhalten oder wieder hergestellt sind zahlreiche Synagogen und jüdische Friedhöfe. Und auch wenn wir „Platt schwätze“ benutzen wir, ohne uns Gedanken darüber zu machen, zahlreicher Worte die auf das „Jiddische“ zurück gehen. Wir empfinden diese Worte nicht als „fremdsprachlich“.

Um dies zu verdeutlichen habe ich einige Worte jiddischen Ursprungs in eine fiktive Geschichte eingebaut:

Abraham Feigenblatt ist Hauderer (Händler), verdient dabei ordentlich Moos, macht also einen Reibach wenn er seinen Tinnef an den Mann oder die Frau bringt. Dabei ist es nicht seine Absicht, Leute mit einer Macke oder irgendeine blonde Schickse mit einer Mauschelei gehörig abzuzocken.

Natürlich muss Abraham immer wieder ausbaldowern, wie er ohne Zoff  aus dem gelegentlichen Schlamassel  raus kommt ohne im Knast zu landen und dort bei einem schofeligen Lohn schwer zu malochen. Sonst würde seine Frau Rachel ganz schön Tacheles mit ihm reden und ihm nur noch koscheres Essen vorsetzen.

Das würde ihn meschugge machen und auch kapores. Eine solche Pleite möchte er sich nicht antun.

Die kursiv und fett geschriebenen Worte haben ihren Ursprung im Jiddischen.

Auch gebräuchliche Redensarten stammen aus dem Jiddischen: Beispiele:

„Eine Meise haben“ hat den Ursprung im jiddischen Wort „Maase“ = „Getue“ oder „leicht verrückt sein“. Oder: „Schmiere stehen“ kommt von jiddischen „Schmiero“ und bedeutet „Aufpasser“ oder „Beschützer“.

Jiddische Witze haben ihren besonderen Charme: Benjamin schreit aus dem Wasser: „Hilfe, Hilfe“. Schmuel sagt: „Was schreist Du so?“ „Ich kann nicht schwimmen!“, ruft Benjamin. „Ich auch nicht – und schreie ich deshalb?“.

Angeregt zu diesem Beitrag hat mich das 40-seitige Heftchen mit dem Titel „Schlamassel“ von Dr. Yaghoub Khoschlessan, einem iranischen Juden der 30 Jahre als Allgemeinmediziner in Mülheim an der Mosel praktiziert hat. ISBN des Heftes

3-937068-02-03, 10 €

Ich empfehle den Besuch der Ausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben“ in der ehemaligen Apotheke in Ediger, gegenüber der Tourist-Information, Pelzerstraße 4.. Geöffnet ist die Ausstellung Di. bis Fr. von 15-20 Uhr, Sa. und So. und an Feiertagen von 11-16 Uhr. Anmeldung wird empfohlen:  Tel. 02675 255

Batt soll ech koche?

Rainer Ningel, Hambuch

Am Sunnesch setzt zom Meattacheasse,

bej uus am Desch de Herr Pastur.

Su Herrschafte, die sejn vewinnt.

Mein Gott, batt beden ech demm nur?

Soh Franz, dem Mann demm soll et schmacke.

Batt soll ech koche unn batt backe?

Be wär’t meat Linse-Erwes-Kromperesopp,

und Flaschbreh och met Nuddele,

Wuschtbreh ode Markliessopp

meat Reandflaasch, nur net fuddele.

Oarschlecheltje un Fingehet,

Greenflasch, Verstand wär och net schleecht,

Kotelet, Schnitzel, Katzeflaasch, (durchwachsener Speck)

och Ejeschmeer wer reecht.

Ech hann och janz jear soure Fesch,

Rollmops und Hering eanjeloascht,

Pellmänne, Jeditschte un Mehlkließ,

Jedämpte. Ber hätt datt jedoacht.

Och Kromperestampes, Krompereschlot,

Äppele- un Quetscheschmeer,

Reckebruut, (Roggenbrot)  rond imm et Brutt jeschnidde,

easen ech unheimlich jähr.

Rutmuure, Kappes, decke Bunne,

un green Erwes durchjeschlohn,

Kulleräwje off de Erd,

och Wearsching loßen ech net stohn

Goht eas och imme Deppekoche

Kreppeltje und Greßmehlskließ,

zum Schluss noch Nounze,  Kaffewaffele

un Berliner. Sej net bies.

Doch wenn me su de Mare foll hat,

dann daht ean Kaffee richtesch goht,

meat Rollkoche un eamm  Steck Strejsel.

Marie, dou kriss dat hin. Nur Mot.,

Wer erinnert sich noch?

Während und einige Zeit nach dem 2. Weltkrieg gab es Lebensmittel nur auf Lebensmittel-Karten und Kleidung nur auf sogenannte „Bezugsscheine“.

Ein Mann vom Land kam in das Cochemer Textilgeschäft Häbler. „Esch hätt gäa en Anzuch“. Verkäufer: „Haben Sie einen Bezugsschein?“ Kunde: „Honn äisch“. Un wäile hätt ich noch gäa a Himm“. Verkäufer:  „Haben Sie einen Bezugsschein?“. Kunde „Honn äisch“. Dann wünschte der Mann noch eine Krawatte. Verkäuferin:  „Haben Sie einen Bezugsschein?“ Kunde: „Honn äich“. Nun muss man wissen, dass Bezugsscheine über das „Amt“ und die Bürgermeister ausgegeben wurden und der Verkäufer meinte, dass der Kunde wohl gute Beziehungen zum Bürgermeister habe. Antwort: „Säin äisch“.

Mit einem frohen „Mir schwätze Platt, Dou och?“ grüßt Euch Gerhard Schommers